Märkische Heide – Und Schluß!

3 Stunden. 3 Stunden sind vergangen, zwischen dem Schließen meiner Augen und dem Klingeln meines Weckers. Ich bin mir bereits jetzt sicher, dass das ein wirklich großer Fehler für das heutige Rennen ist. Was soll ich also nun machen? Aufstehen, schlechtes Rennen fahren, deprimiert sein? Oder liegen bleiben, ausschlafen und danach ärgern, dass ich so inkonsequent war? Das letzte Rennen dieser Saison! Das letzte Mal schauen, was noch in den Muskeln steckt! Ach was soll der Geiz. Ich springe auf, ziehe mich an, packe alles ein, frühstücke und dann geht es schon los. Der Weg heute fühlt sich trotz alledem eigenartig an, statt nach Sachsen ins schöne Erzgebirge, geht es heute in den Norden nach Brandenburg, in die Märkische Heide.
Ich stehe also am Start, bereits beim einfahren ist mir aufgefallen, dass der Tag heute kein Zuckerschlecken wird. Der Startschuss fehlt, aber dennoch geht es auf einmal los. Das Feld schießt mit 38 Km/h Richtung Strecke, Richtung ersten langen Anstieg. Noch kann ich gut vorne mitfahren, aber ich merke bereits jetzt, dass wenn ich das Tempo halte, spätestens nach 30 Km platt bin. Von oben aus geht es erstmal einen langen Singletrail bergab und von nun an sind die nächsten 10 Km sehr wellig, mit Wurzeln überseht und durch traumhaften märkischen Heidesand verfeinert. Gemeinsam mit einer schnellen Truppe fahren wir so die ersten insgesamt 15 Km. Durch einen technischen Fahrfehler falle ich leicht zurück und merke auch bereits, dass es mir zu viel Kraft rauben würde wieder nach vorne aufzuschließen, aber just in diesem Moment rolle ich an einem weiteren Fahrer vorbei, der mein Tempo aufnimmt und sich ziehen lässt, so sind wir also Zwei, die über diese Strecke fahren. Nach einem weiteren längeren Anstieg folgt ein schöner schneller Downhill mit feinsten Wurzeln und Wasserrinnen, an dessen Ausgang man ziemlich heftig in die Eisen gehen muss, da nun der fieseste Teil überhaupt auf dem Plan steht. 
Vor uns türmt sich langsam der Wehlaberg auf, der zwar mit seinen 144 m ü. NN nicht gerade einschüchternd wirkt, aber durch die Steigung, den vielen Sand und den riesen Wasserrinnen dann doch Fahrtechnisch sehr anspruchsvoll ist. Ich kurbel noch eine ganze Weile bergan, bis ich kein Grip mehr hab und absteigen muss. Selbst das Schieben strengt tierisch an, aber einen anderen Weg gibt es nicht. Kurz darauf stehe ich oben und von hier an geht es erst eine Ganze Weile auf einer Forstautobahn bergab, bis sich ein wunderbarer Singletrail eröffnet. Kurz vor dem Trailausgang wartet noch ein Loch, was ich in aller schnelle überspringen muss, schade nur, dass sich danach ein großes Sandfeld auftut in das ich mit vollem Elan reinspringe. Ohne Sturz, aber leichtem Zeitverlust gehe ich in den letzten langen Anstieg vor der ersten Zieldurchfahrt, der sich angenehm und schnell fahren lässt. Kurz vor dem Ziel geht es die in etwa 1 Km lange Teerstraße durch den Ort Köthen, auf dem man nochmals durchatmen kann. Mittlerweile ist auch dieses ekelhaft Magengefühl weg, bei dem ich nicht ganz einschätzen konnte, ob es mich doch zum aufgeben zwingt, aber zum Glück bin ich so dickköpfig, jedoch nicht für meinen Körper, denn den zwinge ich auf die zweite und zugleich letzte Runde. Wir fahren immer noch zu zweit und tauschen uns schnell über Strecke und Fahrräder aus, soviel Zeit muss sein, bevor wir wieder in den ersten Anstieg fahren. 
Die nächsten 24 Km verlaufen nicht anders als in der ersten Runde, jedoch ohne technische Fehler und leider immer noch den Wehlaberg aufwärts schiebend. 4 Km noch, dann ist das letzte Rennen meiner für mich erfolgreichen Saison 2012 vorbei, aber mein Körper entscheidet sich dafür schon ein bisschen zeitiger. Scheiße! „Komm, bloß noch 4 Km, dann hast du es“ ruft Thomas hinter mir und fährt vorbei. Im Ziel hat er mir gesagt, dass er auf einmal noch ein paar Körner für die letzten 4 Km gefunden hat. Mein Ziel ist es aber nun, nicht noch jemand vorbei zulassen und so kämpfe ich mich immer weiter Richtung Ziel. Da! Die Teerstraße! Jetzt noch ein letztes Mal richtig Gas geben und dann ist es geschafft. Tatsächlich, die letzte kleine Kurve und dann die Zieldurchfahrt. Geschafft. Vorbei. Das war’s. Nach 3h Schlaf bin ich wirklich im Ziel angekommen.
Meine Saison endet heute mit einem 8. Platz bei den Herren und neuem Mut für das nächste Jahr.

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