11. Elbspitze 2019 – Auf zum Kronplatz

11. Elbspitze 2019 - Auf zum Kronplatz - Ein Beitrag vom Georg

Meine zweite Teilnahme

Drei Tage nach der Elbspitze und der Körper hat sich einigermaßen beruhigt, ich spüre fast alle Zehen wieder und die Nahrungsaufnahme ist ebenfalls auf ein normales Maß zurückgegangen.

Die Elbspitze lernt man als Dresdner Rennradfahrer ja schon ziemlich zeitig kennen. Es ist irgendwie immer so ungreifbar hoch. Aber mein Debüt letztes Jahr lief mit fast Top10, ein paar Berg- und roten Punkten besser als erhofft.  „Nächstes Jahr fahre ich nicht nochmal mit“ waren meine Worte. Hat ja super geklappt….

Die zweite Teilnahme war nun für mich im Vorfeld deutlich entspannter, kein spezielles Grundlagentraining wie letztes Jahr, viel Geballer und Sprints für den Lausitzcup und ein paar längere Sachen. Weniger trainieren wollte ich ja eigentlich. Eigentlich.

Die Rennradgruppe rollt in Dresden los

Und Christian, Georg und Peter sind dabei

3:30 Uhr klingelt der Wecker. So sehr ich die Zeitnot hintenraus am Ziel verstehe, ne Stunde länger schlafen wäre schon schön. 5 Uhr pünktlich am Start aber irgendwie doch fit und wach auf zur ersten kurzen Etappe nach Olbernhau. Dieses Jahr mit als Punktrichter für das rote Trikot eingeteilt sortierte ich mich mit Bruno vorne ein, man muss ja auch sehen, wem man die Punkte geben soll. Nach einer Stunde plötzlich das erste Mal im Wind, so war das nicht geplant gewesen. Die ersten Bergwertungen habe ich ruhig angehen lassen, dafür immer mal wieder etwas Führungsarbeit neben Topias „The Machine“ Thompson, der das Feld einfach immer weiter vor Sirkos berühmte Marschtabelle geführt hat.

Die Gruppe war einfach unglaublich homogen dieses Jahr. Hinten keine Ziehharmonika, vorne kein unnötiges Geballer, diszipliniertes Verhalten. Da rollte es sich trotz Sturz und Starkregen wie von alleine durch Tschechien in Richtung Böhmerwald. Dort habe ich mir das Geschehen am Berg mal etwas weiter vorne angesehen, aber weiterhin mit Handbremse um nicht zu überziehen. Bei einer eventuellen weiteren Teilnahme wird dann glaube ich doch mehr geballert.

Die kurzen Schotteranstiege fand ich allesamt gut fahrbar, nach meiner Teilnahme an der Lightwolf Paris-Roubaix Ausfahrt im Frühjahr schockt mich da auch nichts mehr: Bei 5 Grad und Nieselregen der Einzige mit Slicks, Einziger mit Reifen unter 40mm, Einziger ohne Tubeless und Einziger ohne Scheibenbremsen. So ein Rennrad ist eben auch nur ein Nutzgegenstand. Der erste Kratzer schmerzt am meisten. Also schnell hinter sich bringen.

Nacht und Tag - Der Sonnenaufgang am Glockner

Bis zur Nachtpause lief es bei mir top. Im Gegensatz zum letzten Jahr keine Probleme mit der Müdigkeit, weiterhin ab und zu vorne gefahren, die Beine liefen rund, keine Beschwerden körperlicher Natur. Nach der Nachtpause der komplette Absturz. Die Augen fielen zu, der Kopf nach unten, 100mg Koffeingel welches für den Glockner geplant war brachten keine Abhilfe.

Also die einzige Lösung neben Topias vorne das Feld in den Glockner führen. Sobald es bergan geht ist die Müdigkeit eh vorbei und wenn die Sonne aufgeht ist alles überstanden. Problem der „Strategie“: Nach 1h im Wind ging der Glockner erst los und die Beine taten schon weh. Also 240W für den Anstieg angelegt und das konsequent von Anfang an. Dadurch fand ich mich plötzlich ungewohnt ganz am Ende des Feldes vor dem Besenwagen wieder, alle anderen waren davon geprescht. Aber nach und nach führte die konstante Fahrt dazu, dass ich zusammen mit Frank an meiner Seite das halbe Feld wieder aufrollte und einen unbeschreiblichen Sonnenaufgang im Anstieg des Glockners erleben durfte.

Diese Bilder werde ich einfach nie vergessen, DAS Highlight der Elbspitze 2019 für mich!!

Darauf gleich das nächste Highlight: Eine quasi verkehrsfreie Abfahrt bis Heiligenblut. Da konnte man sich mal so richtig ausfahren auf der Straße, die Müdigkeit war wie weggeblasen.

Die Frühstückspause kostete ich wie letztes Jahr richtig aus mit Schnitzel, Rührei, Würstchen und noch etwas Müsli hintendran. Komplett unvernünftig aber einfach so gut. Die gewohnte Pausenroutine wurde beim Hochfahren des Wahoo unterbrochen, als plötzlich wieder 0,0km dastanden. Panik pur und alles nur wegen eigentlich sinnnloser digitaler Abzeichen etc. als würde das etwas am Gesamterlebnis Elbspitze ändern.

Hoch zum Kronplatz - Die letzte Etappe

Fünfer Gruppe

Für die letzte Etappe hatten wir uns schon als kleine 5er Gruppe gefunden, um dem Wind und flachen Gelände besser trotzen zu können und die meisten nutzten auch ihre letzten Reserven für ein paar Anteile Führungsarbeit. Eigentlich kam jetzt der Teil, den ich in der Vorbereitung am unkritischsten gesehen hatte. Erwartete ich so eine Art Müglitztal mit 3% im Schnitt, waren es in der Realität aufeinanderfolgende kleine Wellen, die mich in Kombination mit dem andauernden Gegenwind psychisch an die Grenze führten. Peter hatte just in jenem Moment seine plötzliche Wiedergeburt, zog von dannen und konnte dadurch gerade noch so die vorherige Ampelphase kriegen und wir sahen ihn erst im Ziel wieder.

Die Abfahrt nach Olang nahmen wir gemütlich in Angriff immer wieder Wasser aus dem Begleitfahrzeug nachfüllend zur Kühlung. Ab dem Furkelpass hieß es dann Feuer frei und alles raus was noch drin war. Zwischenzeitliche Standversuche zwischen Nico und mir bei 15% Steigung gingen ohne Umkippen von statten und bei inzwischen 36°C stampften wir gemeinsam den Pass hinauf.

Dann kam das Schotterfinale.

Was hatte ich mir da vorher einen Kopf gemacht. „Unfahrbar ab der ersten Kurve“, „Total bescheuert“, „Nur mit dem MTB möglich“. Andreas rief mir direkt im Anstieg zu

„Es wird gleich steil! Kette rechts! Äh…links!“

und mein Vereinskollege Wolfgang wartete mit dem MTB als Begleiter, was für ein Service! Die ersten 100 m waren ein sinnloses Gewürge, dann muss ich wegen Sand und steil das erste Mal absteigen. Die Luft im Reifen wurde für bessere Traktion auf ca. 3bar abgesenkt und ein kurzes Steilstück geschoben. Dann ging es wieder auf den Bock und vorsichtig tastete ich mich die Serpentinen (O-Ton Wolfgang: „Nur noch 12 Kurven dann bist du oben“, nicht sehr motivierend) nach oben. Nico und Ronald hatte ich direkt zu Beginn zurückgelassen. Jedes kurze Flachstück wurde zum Trinken genutzt, dennoch hatte ich zwei fast volle Flaschen oben im Ziel. Es gab nicht viele Flachstücke.

Irgendwann sah ich Georg schiebend vor mir. Das gab nochmal einen Motivationsschub.

Was für geile Fotos

Danke an Philipp für die Bereitstellung der tollen Fotos der Elbspitze 2019. Willst du mehr davon sehen? Schaut dir doch auf seiner Homepage weitere Fotos von seiner Arbeit als Fotograf an.

Endspurt und der wohlverdiente Platz 7

Lass etwas Luft für mehr Traktion ab

„Lass etwas Luft für mehr Traktion ab“ rief ich beim Überholen, Klugscheißen geht eben auch noch nach 758km gut bei mir. Die ausgesuchten Gravel-Reifen waren jetzt genau in ihrem Element. 1km später kamen mal wieder über 20% und ich musste kurz absteigen. Georg sah ich weiter unten wieder auf dem Rad. Dann kam ein Flachstück. Perfekt zum Aufsteigen, doch ich schaffte es nicht mehr, den zweiten Schuh einzuklicken. Also nochmal versuchen. Wieder nicht. Nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Georg kam von unten ebenfalls schiebend wieder näher. Unter Druck klappte das Einklicken plötzlich nicht besser. Hätte ich ihm nur keinen Tipp gegeben. Dann irgendwann hat es doch geklappt und ich konnte zum Ende durchfahren. Nur noch ein paar seltsam dreinblickende MTBler und Wanderer die sich wahrscheinlich über die dünnen Reifen gewundert haben mögen. Oder über meinen leeren Blick. Oder die aus dem Mundwinkel hängende Zunge. Dann kam das Ziel. Platz 7, mehr Bergpunkte und mehr rote Punkte als letztes Jahr ohne spezifisches Langstreckentraining. Geil.

Was bleibt nach einer solchen Fahrt hängen?

Der Schlussanstieg

Der Schlussanstieg war wieder einmal grandios ausgesucht von Sirko, viel zu viele unnötige Gedanken im Voraus gemacht, einfach geil.

Die Gruppe

Sehr schön harmonisiert, Topias wieder genial vorne im Wind gerödelt wie eine Dampflok, Bruno „Diesmal knall ich nicht rein“ Schädlich den ich bei jeder Wertung hätte verfluchen können, Vincenzo der nochmal vollkommen sinnlos über die Edelweißspitze gerammelt ist, Ringo der sich wie auch immer nach dem Glockner neugestartet hat, ganz stark wieder von allen. Ihr macht die Elbspitze aus!

Aber das Beste kommt natürlich zum Schluss

Vielen Dank an alle Helfer! All jene die entweder im Vorfeld organisiert haben oder bei der Tour mit dabei gewesen sind. Danke, ohne euch wäre solch eine geile Aktion einfach nicht möglich!

Nächstes Jahr bin ich nicht mit dabei. Diesmal ganz bestimmt. Bis Sirko den nächsten Endgegner vorstellt…

Elbspitze? Geil! Ich will auch.

Auf der Seite der Elbspitze gibt es mehr Infos zum Ultra-Bergmarathon von Dresden in die Alpen.

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