2021 sollte für mich ein MTB-Jahr werden; mit der Salzkammergut Trophy als Höhepunkt.
Neu dieses Jahr: Das erste Mal strukturiertes Training ab Februar. Das bedeutet, mein Coach Enrico schreibt einen wöchentlichen Trainingsplan. Immer auf die aktuelle Situation angepasst und auf die Rennen der Saison ausgerichtet.
Nach meiner 1.Teilnahme bei der Salzkammergut Trophy 2017 mit fast knietiefem Schlamm, über 6 h Dauerregen und 3 °C auf dem Berg, postulierte ich „einmal und nie wieder“. Doch das Leid war verdrängt und die Motivation für die A-Strecke mit 211 km und über 7.000 hm wieder da.
Aber es kommt natürlich alles anders als gedacht. Es war trotzdem ein MTB-Jahr, die Salzkammergut Trophy fand auch statt, nur eben ohne mich bzw. ohne uns. Eigentlich wollten wir uns zu viert der
A-Strecke stellen, aber daraus wurde dieses Jahr nichts.
Die Enttäuschung hielt nicht lange an, denn ein neuer Saisonhöhepunkt war gefunden. In der Nähe meines Elternhauses im Arzgebirg wurde zur Treibjagd im Dunkelwald über 3,5 Etappen geblasen. Die Strecken waren bekannt, das Erzgebirgsradrennen Markersbach, der Kamm-Bike-Cross in Johanngeorgenstadt und der Rabenberg-Marathon wurden für dieses Rennen zusammengelegt. Noch dazu ein Bergzeitfahren am Vorabend von Tag 1. 2 von 3 Rennen waren außerdem Bestandteil des MTB-Sachsen-Cups, einer Rennserie bestehend aus 7 Rennen, bei der ich mir eine Top-10-Platzierung vorgenommen hatte.
So viel zur Vorrede, jetzt geht’s ans Eingemachte:
Treibjagd im Dunkelwald
Das 1.Rennen bzw. Rennwochenende stand also an. Direkt von 0 auf 100 über 3,5 Tage, kann das gut gehen?
Ich würde sagen: Nein.
#1 Dunkelwald Climb – Rabenberg (4 km, 250 hm)
Beim Bergzeitfahren fühlte ich mich relativ langsam. Für kurze Maximalbelastungen hatte ich auch nicht trainiert, aber damit immerhin eine adäquate Ausrede für das mittelmäßige Ergebnis.
#2 Dunkelwald Marathon – Rabenberg (60 km, 1670 hm)
Am Freitag stand die 1.„richtige“ und zugleich technisch anspruchsvollste Etappe an. Zahlreiche Trails, mal flowig, mal mit groben Wurzelpassagen oder ruppigen Abschnitten, sorgten für ordentlich Vorfreude. Von dieser beflügelt ließ ich es viel zu schnell angehen, obwohl ich genau wusste, wie hart und lang es wird. In Kombination mit der Mittagshitze und zu wenigen Schlücken aus der Pulle, hieß es in einem Anstieg in Runde 2: Zwangspause wegen brutalen Krämpfen. Derart angeschlagen ging bis zur Ziellinie nicht mehr viel.
#3 Kamm-Bike-Cross – Johanngeorgenstadt (63 km, 1397 hm)
Am nächsten Tag wollte ich beim KBC nicht dieselben Anfängerfehler machen. Also immer ein Auge auf die Wattwerte, denn, wie der Coach meinte: „Am Ende kackt die Ente.“ Meine 250 – 280 W habe ich in den Anstiegen ganz gut gehalten, aber mehr ging nach dem Abschuss am Rabenberg nicht. Dafür hab ich’s bergab ordentlich krachen lassen.
#4 Erzgebirgsradrennen – Markersbach (53 km, 1394 hm)
Ganz anders als am Rabenberg war der Trailanteil bei der letzten Etappe verschwindend gering, was die Strecke zwar schnell, aber dafür langweilig macht. Die Wattuhr fest im Blick, kurbelte ich den Fichtelberg hoch. Insgesamt doch wieder etwas erholt, standen in den verbleibenden „Wellen“ nach dem Fichtelberg immer über 300 W auf dem Wahoo.
Am Ende der 4 Etappen hieß das Platz 26 (AK 8.). Da hatte ich mir mehr erhofft, aber endlich wieder Rennen zu fahren, war trotz allem einfach geil.
Erzgebirgs-Bike-Marathon – Seiffen (64 km, 1962 hm)
Längst überfällig, startete ich zum 1.Mal bei DEM MTB-Marathon überhaupt. Da war nur ein Problem: Um 7 Uhr zog Petrus den Stöpsel und ließ es laufen. Wiese wurde zu Schlamm, Trails zu Bächen und Vorfreude zu „Ohrrr neee eyyy“.
Einmal im Renngeschehen, hatte ich trotzdem irgendwie Spaß, denn die Beine waren gut. Zum Glück hatte ich meine Weste mit nach Seiffen genommen, denn nach der 1.Runde wurde es arschkalt in kurz/kurz bei Dauerregen und 12 °C. Leider lag die Weste noch im Auto, ich blieb also kalt, die Weste dafür trocken und sauber.
In einer schlammigen Abfahrt in Runde 2 rutschte mein Vorderrad weg. Einen Baum umarmend habe ich mich gut abgefangen. Nur mein Bike lag mit abgebrochener Halterung der vorderen Bremsleitung im Schlamm. Letztere ratterte jetzt direkt am Reifen. Zum Glück war der nächste Technik-Stand mit einem ausreichenden Vorrat von Kabelbindern nicht weit.
Nach manchen Abfahrten habe ich nichts mehr gesehen, weil die Augen voller Schlamm waren – Ausspülen mit der Trinkflaschenplempe kann ich auch nicht empfehlen. Irgendwann blieb ein allgemeiner Schleier im Sichtfeld, aber nach 2 Runden musste ich eh die Segel streichen, denn die vorderen Bremsbeläge hatten sich verabschiedet.
Im Nachgang musste ich feststellen, dass auch der Bremssattel Öl verliert und damit im Eimer war. Nur eine Woche später stand schon das nächste Rennen an. So viel vorweg: Trotz Dienstreise und allgemeiner Teilknappheit, war das MTB, dank Aline und der Werkstatt von der Dynamo, für das Heimspiel in Dresden wieder heil.
MTB Dresden Marathon (54 km, 1098 hm)
Der größte Vorteil beim Heimspiel ist die Streckenkenntnis. Vor dem Trail bin ich so ein paar mal an die Spitze der Gruppe gefahren und konnte im Trail auf die nächste Gruppe aufschließen. So machte das richtig Laune.
In Runde 2 fand sich eine ca. 10 Mann Gruppe zusammen, aber um drin zu bleiben musste ich an jedem Anstieg über 300 W treten. Gegen Ende kündigten sich die ersten Krämpfe an, aber die Gruppe zerfiel auch schon so langsam. Ich konnte mich noch einigermaßen ins Ziel retten und war mit Platz 19 ganz zufrieden, auch wenn noch Luft nach oben war.
Malevil Cup (65 km, 1844 hm)
Spontan entschied ich mich am Malevil Cup teilzunehmen. Die Strecke auf deutschem und tschechischem Waldboden kannte ich nicht, wusste nur, dass die Strecke recht anspruchsvoll sein soll. Da am nächsten Tag der GBM in Geyer stattfinden sollte, meldete ich mich „nur“ für die 70 km an.
Zu Beginn kurz in der Spitzengruppe, fand ich bald mein eigenes Tempo und eine kleine 3-4 Mann Gruppe. Nach 20 km konnte ich einen kleinen Rutscher des Vorderrads nicht mehr einfangen und schaute mir den Waldboden etwas genauer an. Zum Glück habe ich die Sturzenergie bäuchlings rutschend gut absorbiert und bin direkt wieder auf’s Bike gesprungen.
Nach der 1.Rennhälfte war ich fast etwas enttäuscht, bis jetzt war‘s nicht wirklich anspruchsvoll, aber dafür zogen jetzt immer wieder kleine Schauer durch. Es wurde schlammiger. Dann stieg der Trail-Anteil und war teilweise wirklich anspruchsvoll, ganz nach meinem Geschmack. Das galt allerdings auch bergauf, zu einer saumäßigen Steiligkeit gesellte sich eine nicht unerhebliche Verblocktheit. Zweimal war sogar Schieben angesagt. Nach der letzten Rampe kam immer noch eine Rampe, bis ich 2 km vorm Ziel falsch abgebogen bin. Mit dadurch 2 verlorenen Plätzen bin ich mit Platz 10 (AK 9) trotzdem sehr zufrieden.
Greifenstein Bike Marathon – Geyer (61 km, 1942 hm)
In Geyer war einiges los, ca. eine Stunde vor dem Start zog ein Schauer durch und verwandelte den Waldboden in eine Schlammwüste – schon wieder. Matthias, mit dem ich zusammen an den Start ging, war auch sehr begeistert.
Über 2,5 Runden blieben wir zusammen, was für mich schon nach kurzer Zeit sehr gut war, denn in einer Abfahrt schoss meine Trinkflasche aus ihrer Halterung. Matthias konnte seine 2. Trinkflasche zum Glück entbehren – Danke noch mal!
Trotz des Rennens am Vortag lief es insgesamt erstaunlich gut, auch die vergessenen Handschuhe, die zu hart eingestellte Gabel und die 2 kleinen Stürze konnten mich nicht aufhalten. Mit Platz 9
(AK 5.) ging das Renn-Wochenende aus meiner Sicht erfolgreich zu Ende.
Drei-Talsperren-Marathon – Eibenstock (97 km, 2105 hm)
Der DTM war mein 1.Rennen überhaupt; damals stand ich noch mit Trekking-Rad am Start. Jetzt, 10 Jahre später, hatte mir vorgenommen, so lange wie möglich an der Spitzengruppe dran zu bleiben. Das Vorhaben endete auf der Kammloipe kurz vorm Auersberg, da ich mich nicht schon nach 20 km von knapp 100 km komplett abschießen wollte.
Die nächste Verfolgergruppe musste ich dann im 2. Auersberg-Anstieg auch noch ziehen lassen. Ab da war ich alleine im Wind, was vor allem bei der Talsperren-Umrundung ganz schön ätzend war. Auch insgesamt ist die Strecke eher langweilig, technische Abschnitte gibt es praktisch nicht.
Jedenfalls konnte ich die Kiste mit Platz 11 noch halbwegs ins Ziel retten, wobei ich in der Altersklasse einen Platz am Podium vorbeigeschrammt bin.
Nach dem DTM lag ich beim MTB-Sachsen-Cup immerhin schon auf Platz 7, 1-2 Plätze waren noch drin, aber dafür musste es schon am nächsten Tag in Leipzig gut laufen.
Neuseen MTB Cup – Leipzig (45 km, 116 hm)
Beim letzten Rennen des MTB-Sachsen-Cups stand ich bei der mittleren Distanz am Start. Nach einem viehischen Losgebolze am Anfang entschied ich mich gegen die Spitzengruppe und blieb in der ca. 10 Mann starken Verfolgergruppe. Eine Gruppe zu haben war in Leipzig sehr entscheidend, da die Strecke ganz und gar ohne Berge und sehr windanfällig ist.
Die Verfolgergruppe arbeitete nicht allzu gut zusammen, keiner wollte im Wind fahren. Mir war das Tempo etwas zu langsam, also fuhr ich selbst viel vorn. Kurz vor Ende machte mein Hinterrad mit einer Metallkante Bekanntschaft und quasi auf der Ziellinie war der Reifen platt.
Es reichte für Platz 10, wobei es wieder einen Platz am AK-Podium vorbei ging.
Am Ende…
… bleibt es bei Platz 7 beim MTB-Sachsen-Cup. Mein Ziel hatte ich also erreicht, auch wenn Platz 5 nur einen gefühlten Wimpernschlag entfernt war.
Unterm Strich bin ich mit der Saison zufrieden. Das neue Training hat gut angeschlagen und motiviert auch bei Regen, Schnee, beidem oder im Wohnzimmer auf den Bock zu steigen. Nächstes Jahr wäre etwas weniger Schlamm bei den Rennen trotzdem nicht verkehrt.
Danke sagen möchte ich Aline für ihr Verständnis und ihre Geduld. Du musstest nach den Rennen manchmal viel Gejammer ertragen oder im Winter frieren, wenn ich auf der Rolle bei offenem Fenster trainiert habe.
Außerdem bedanke ich mich bei Enrico, der immer wieder kurzfristig den Trainingsplan angepasst hat, wenn ich mal wieder auf Dienstreise musste und für das hilfreiche Feedback kurz vor und nach den Rennen.
Ein letztes Dankeschön geht an die Veranstalter und die unzähligen Helfer, ohne die der ganze Wahnsinn gar nicht möglich wäre.