Fichkona-Review 2015 – Tony kämpft sich durch

Entschuldigt den verspäteten Bericht und vielen Dank nochmal für den Support per Facebook während des Rennes!

Für die Fichkona beworben hatten sich ja ein paar Leute aus dem Verein. Leider habe nur ich die Zusage für die Tour bekommen.  Die Vorbereitungen für Fichkona liefen auch eher mäßig. Dazu kamen dann noch 4 Wochen vor Start die Kniebeschwerden, die ich bis zum Rennen nicht mehr weg bekam. Dementsprechend stand ich am 27.06.um 10 Uhr  mit einem extrem mulmigen Gefühl auf dem Fichtelberg. Dazu kam dann noch der wunderschöne Wetterbericht….Freitag top Wetter, Sonntag ebenfalls ….SAMSTAG Regen und zwar über ganz Deutschland.
Ich hatte mich von Vereinsmitgliedern mit Regensachen eindecken lassen und akzeptierte das Wetter einfach. Zum Start auf dem Fichtelberg nieselte es bereits und es war relativ kühl. Den Seesack vollgestopft mit sämtlichen Klamotten die irgendwie dort hinein gingen und ins Begleitfahrzeug der Gruppe 2 gepackt. Nach einer kleinen Zeremonie (Gänsehaut) viel dann um 10 Uhr der Startschuss und alle 190 Teilnehmer rauschten den Fichtelberg hinunter in Richtung Chemnitz. Bis Chemnitz gabs bereits eine 5 km Umleitung die in Kauf genommen werden musste. Das Feld wurde so langsam selektiert. Die Gruppe 1 und 2 fuhr geschlossen, Gruppe 3 und 4 ebenfalls… allerdings ein paar Kilometer hinter uns. Bis zur ersten Verpflegungspause in Rochlitz (110km) blieb es bei dieser Konstellation. Allerdings war mir das Tempo deutlich zu schnell (ca. 36km/h) und ich freute mich auf die erste Verpflegungspause. Wie ich dann in Rochlitz bemerkte gestalteten sich die Pausen eher hecktisch und man kam kaum zur Ruhe.

Ablauf 15 min Pause:
Bekleidungssack suchen und holen
Umziehen und mit Vaseline beschmieren
Trinkflaschen auffüllen
Nahrungsaufnahme
Trikottaschen befüllen
hinsetzen…….in 5 min ist Abfahrt

Nach der Pause war es noch ein wenig hecktisch aber das Tempo stabilisierte sich bei ca. 32 km/h. Ich ordnete mich im Fahrerfeld etwas weiter vorne ein da man hinten nach einem Berg immer wieder eine Lücke schließen musste, was extrem viel Kraft kostete und meinem Knie gar nicht gut tat. Vom Regen blieben wir bis Potsdam (ca. 285km) verschont, zwischenzeitlich ging die Temperatur sogar bis auf 27 c° hoch. Vor Potsdam gab es eine 25min Pause und es wurden die „Scheinwerfer“ installiert. Die angekündigte Polizeieskorte stand bereits am Rastplatz. Als es wieder los ging herrschte schon Gänsehautfeeling. Die Polizeimotorräder schwebten immer an der Gruppe vorbei und sperrten die Kreuzungen ab. Vorne weg fuhr der Radsport-Skoda mit gelben Rundumlicht auf dem Dach. Der Zug rauschte über eine Kreuzung und dann begann das Spiel von vorn. Die Leute in Potsdam schauten ziemlich verdutzt und jubelten uns zu. Generell muss man sagen dass in fast jedem Ort ein paar Fans der Fichkona oder eben Freunde und Bekannte eines Fahrers standen und uns anfeuerten.

Nach Potsdam wurde es dann so langsam dunkel. Meine Knie machten sich nach knapp 300km auch langsam bemerkbar, ich hatte immer noch einen unrunden Tritt und belastete das gesunde Bein übermäßig stark. Die nächste Rast war noch gut 66km entfernt und es begann das erste Mal zu regnen. Erst ein paar Tropfen und dann wurden wir getränkt. Man musste sich nun schon ordentlich konzentrieren um nicht auf den Vordermann zu rauschen. Bei jedem Bremsgeräusch zog man aus Verdacht auch seine Bremse an. Bis dato gab es schon einige Stürze im Feld, einer brach sich sogar seinen rechten Arm. Ein anderer ist zusammengebrochen und wurde per RTW ins Krankenhaus gebracht. Der Besenwagen hinter der Gruppe füllte sich auch langsam.
Der Regen bis Gransee war weniger schlimm da die Temperatur noch bei ca 18 Grad lag. In Gransee nach ca. 370km machten wir uns „Nachtfein“…..Zähne putzen, austreten, Schlafanzug an. Leider kam es ein wenig anders. Die Zähne wurden per Malzbier in Verbindung mit Nudelsalat geputzt und der Schlafanzug sah auch irgendwie anders aus, er war ziemlich eng anliegend ;). Aber zumindest waren die Sachen erstmal wieder trocken. Ich erkundigte mich nach dem Wetterradar…. man sagte mir, dass es bis zur nächsten Verpflegungspause keinen Regen mehr geben wird. Das klang gut und so fuhren wir wieder in die Finsternis. Nächte Rast in knapp 90km. In der Gruppe wurde es langsam still, niemand sagte mehr etwas. Man merkte das die Müdigkeit einen so langsam einholte und stellte sich immer wieder ein Bett vor in das man sich gleich reinlegen würde. Die Gedanken wurden in regelmäßigen Abständen durch vorbeirauschende LKWs gestört und man versuchte sich wieder voll zu konzentrieren. Meine Frontlampe die bei der Rast noch 2 Akkubalken anzeigte, blinkte nun und ging 15 min später aus. Das war richtig S*****. Ich musste mich nun noch mehr konzentrieren um nicht zu stürzen. Schlaglöcher sah ich nur ansatzweise im Lichtkegel des Vordermannes.
Kurz vor Neubrandenburg wurde es dann wellig und das Tempo relativ unregelmäßig. Die ganz Vorn versuchten im Windschatten des Begleitfahrzeuges zu fahren und die hinten kamen kaum noch an die Gruppe ran, da das Tempo zeitweise über 35 km/h lag. Mich kotzte dieses unregelmäßige Tempo auch ordentlich an. Nach Neubrandenburg waren dann alle Wellen weg und es begann richtig ungemütlich zu werden. Es regnete relativ stark und die Temperatur viel auf 11 Grad ab. Die Sachen hielten auch nicht mehr dicht, die Füße schwellten an und die Hände wurden Taub. Nächste Rast war in Altentreptow. Dort wurde warme Suppe gegessen und sich in der Waschanlage aufgewärmt. Dort sprangen wieder 1-2 Leute in den Besenwagen und gaben auf.
Man fragte sich schon warum man sich das antat. Es regnete, windete, war kühl und es lagen immer noch ca 170km vor uns. Ich zog meine zuvor gewechselten nassen Sachen wieder an, da diese kurzzeitig wärmer waren als die anderen….sinnlos. Es ging weiter und zwar nur ca. 35 km….bis Grimmen . Langsam wurde es auch schon wieder hell. Ich war unfassbar müde und meine Knie taten stark weh. Ich begann also so langsam nur noch die Pedalen zu ziehen um die Gelenke zu entlasten. Die 35 km bis Grimmen fühlten sich wie eine Ewigkeit an….die Luft war raus. In Grimmen wurde sich wieder in der Waschanlage umgezogen und nach 10 min. gings wieder raus in den Nieselregen. Die ca 120km bis Stralsund waren ganz und gar nicht schön. Der Regen ließ allerdings immer mehr nach. In Stralsund angekommen spielte ich ernsthaft mit den Gedanken aufzugeben, da die schmerzen mittlerweile erheblich waren. Ich erkundigte mich über die Option in die Gruppe 3 zu wechseln, allerdings befand sich diese 1,5h hinter uns. Ich biss die Zähne zusammen, stopfte mich mit Kuchen und Malzbier zu und trat das letzte Stück (ca. 75km) bis zum Kap an. Mittlerweile hatten wir schon ca. 20 zusätzliche Kilometer durch Umleitgungen usw. abgespult was erschwerend hinzukam.
Über den Rügendamm gestrampelt wurde das Tempo (warum auch immer) gesteigert. Einige wollten unbedingt in unter 24h ankommen. Mir war das egal, ich wollte nur noch ankommen, zumal wir eh schon 20 zusätzliche Km weg hatten. Die Gruppe wurde leicht zerrütelt. Mir fiel es schwer dran zu bleiben. Die Besenwagen sorgten dafür dass die abgeschlagenen Fahrer in ihren Windschatten wieder größere Gruppen erreichten. So ging es allmählich in Richtung Ziel. Die berühmten 2 km Kopfsteinpflaster in Sagard wurden einfach überrollt. Dann ging es 12km vor Ziel am Campingplatz vorbei wo wir Nächtigen sollten. Das Verlangen einfach schon abzubiegen war sehr sehr groß 😀 . Viel geiler war es allerdings endlich das Kap vor den Augen zu haben und über die Ziellinie zu rollen. Alle Schmerzen waren vergessen….ein Traum. Ich legte direkt mein Rad nieder und ging an den Imbiss um mir ein großes Radler und eine Bratwurst zu holen. Ich resignierte kurz ….. trotz der schlechten Vorbereitung und den Knieproblemen bin ich nach ca. 640km non Stop an die Ostsee gestrampelt. DER HAMMER :D. Gebraucht hat die Gruppe 2      24h und 23min .
 Die Elbspitzler schmunzeln vielleicht aber für mich war das schon etwas Großes.
Der Rückweg ins Camp war im Übrigen fast genauso schlimm wie die ganze Tour ;).
Fazit:
tolle familiäre Tour
top organisiert
top Versorgung während des Rennes
Campingplatz vollkommen ausreichend
sehr empfehlenswert

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