Dinge, die ich für mich vom Rennen in Markersbach mitnahm.

Letzen Sonntag, wir schreiben den 25.05.2014, fand das Erzgebirgsradrennen (MTB-Marathon) in Markersbach statt, an dessen Ende ich mir die folgenden Regeln mitnahm:
– Du sollst deine Getränke nicht bei deinen Klamotten lagern.
– Du sollst niemals ohne Schlauch und Pumpe starten.
– Du kannst weit über deine Grenzen gehen. Kämpfe!
– Du solltest deine Kräfte einteilen.
– Du sollst nichts zu dir nehmen, was du vorher nicht im Training getestet hast.
– Du sollst deine Pfoten am Lenker lassen in Abfahrten.
– Du sollt vor der Sonne in acht nehmen.
Sie sollten jedem von euch eigentlich bekannt vor kommen und bewusst sein. Die passende Geschichte dazu erzähle ich euch jetzt.
Alles beginnt vor ungefähr zwei Wochen. Tony wollte wissen, ob ich ebenfalls in Markersbach starte. Ich antwortete mit einem Womöglich. Tagsdrauf sagte ich fest zu, nachdem ich mir die Sache im Internet näher angeschaut hatte.
Zeitnah erfuhren wir schließlich auch, dass Christian S. und Schumi ebenfalls am Start sind. Und eher per Zufall kam auch Matthias L., der sich ein paar Tage zuvor über eine Kontaktanfrage auf unserer Homepage gemeldet hatte, als Teilnehmer mit hinzu.

Du sollst deine Getränke nicht bei deinen Klamotten lagern.
Der Tag des Rennens kam und ich fand mich im Markersbach ein. Mehr oder minder per Zuall parkten Christian, Tony und ich sehr nah beieinander, so dass wir uns sehr schnell im Meldebereich zusammenfanden. Meine Nachmeldung ging schnell über die Bühne und alle Helfer waren ausgesprochen freundlich.
Dafür gestaltete sich meine Bekleidungsauswahl umso problematischer. Im Gepäck hatte ich zwei Sets an kurzer Trikot-Hose-Kombi. Die aber seit zu meinem Entsetzen nass daher kamen. Während der Anfahrt war eine Flasche umgekippt und deren Inhalt hat sich auf meine Klamotten ergossen. Schrecklich …
Letztlich musste ich mich nun zwischen nass und klebend bzw. trieffend nass und klebend entscheiden. Meine Auswahl viel logischerweise auf nass und klebend, denn wenigsten bei einem Set war das Sitzpolster verschont geblieben.

Du sollst niemals ohne Schlauch und Pumpe starten.
Beim Warmrollen gabelten wir Schumi und Matthias auf und fanden uns recht zeitig im Startbereich ein, damit wir zu Beginn nicht all zu weit hinten befinden. Wir standen vielleicht die 10-15te Reihe. In einer der ersten Reihen fand man Jens Kunath wieder. In den zwanzig Minuten bis zum Start scherzten, lachten und fachsimpelten wir. Nebenbei trockneten meine Klamotten allmählich.
Ich war erstaunt, was für Fahrer und Räder sich bei uns in der Nähe gesammelten hatten. Hier ein Rad mit Reflektoren. Daneben ein Fahrer mit Baggys. Dort einer mit Lichtern am Rad. Gleich daran eines mit Plateaupedalen.
Und unser eins versucht jedes Gramm zu sparen. ó.O Auf Anraten von Tony und Christian verzichtete ich sogar auf meine zweite Trinkflasche. Christian verzichtete überdies sogar auf einen Ersatzschlauch und eine entsprechende Luftpumpe.
Der Start rückte näher. Noch eine Minute. Das Startfeld komprimierte sich. Etwas mulmig war mir schon. Komme ich gut weg oder werde ich durch die Lampen-Reflektoren-Fahrer behindert?
10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1. START
Alle nahmen an Fahrt auf und es gab auch keine Probleme mit anderen Fahrern durch die breite Straße. Nach den ersten 100 Metern dämmelten Christian und Tony an mir vorbei. Christian ging es für mich persönlich etwas zu schnell an. Mein Ziel war es in der Nähe von Tony zu bleiben.
Die erste Kurve, der erste Anstieg. Alle drei von uns überholten in diesem Abschnitt jede Menge Fahrer. Am Straßenrand kam man gut voran. Christian wollte es wissen und ging diese Sache wirklich schnell an, sodass er vielleicht 100 Meter Vorsprung zu uns bei der ersten Abbiegung in den Walt hatte.
Aber was solls sagte ich mir. Ich behielt Tony im Blick. Am ersten Anstieg im Wald ging es gut voran. Tony hatte ich etwas mehr abgesetzt von mir.
Auf der ersten Abfahrt lief es dafür besser für mich, als bei ihm. Rüber auf die linke Spur. Ich überholte ihn wieder. Ein paar hundert Meter später sah ich plötzlich etwas Weiß-Oranges am Rand stehen. Es war Christian, den ich in der Zwischenzeit aus dem Auge verloren hatte. Ich hielt an und rief fragend „Platten?“.
Ein kurzes Nikcen seinerseits und ich griff in die Rückentasche und warf ihm meinen Schlauch – einmal quer über den Waldweg – zu. Im Nachhinein hatte sich herausgestellt, dass er auch keine Pumpe mit genommen hatte und erst einer der hinteren Fahrer Gnade mit ihm hatte. 😀
Für mich ging es jedenfalls weiter. In der Zwischenzeit des Stopps hatten mich wiederum einige Fahrer überholt, so auch Tony. Ich gab Gas, um mich wieder an Tony heranzuarbeiten. Als ich etwas Zeit zum Nachdenken fand, kam in mir die Frage auf, ob Christian 26er oder 29er MTB fährt und ich ihm meinen Schlauch umsonst zugeworfen hatte. Am Ende befriedigte mich aber der Gedanke, dass ich nun einige hundert Gramm leichter war.
Du kannst weit über deine Grenzen gehen. Kämpfe!
Als bald ging es wieder bergauf. Jetzt ging es in den 10km langen Anstieg, rauf auf den Fichtelberg. Ich überholte Tony wieder. Mir schien es, dass es für ihn nicht gut lief oder ich einen guten Tag hatte. Eine kurze Zeit später, es war vielleicht der erste Kilometer vom Berg weg, überholte mich Ronald. Da ich ihn beim Start nicht gesehen hatte, war ich überrascht. Mich ärgerte es, dass er förmlich den Berg hinauf hüpfte. Vielleicht 50-100 Meter vor mir entdeckte ich zugleich Jens. Während Ronald ebenfalls, fast locker möchte ich meinen, an Jens vorbei fuhr, hatte ich mich mitlerweile an Jens herangekämpft.
Tony und Christian waren hinter mir, was mich ziemlich motivierte. Da Tony nicht als Motivation da war, setzte ich mir ein neues Ziel: An Jens dran bleiben und kämpfen! Aus dem Trainingslager wusste ich, dass er ein sehr kontinuierlicher Fahrer ist. Das wollte ich mir zu nutze machen. Zugleich merkte ich aber auch, wie es mir immer schlechter ging. Durch die Hitze setzten Kopfschmerzen ein. Der Bauch krampfte durch die Anstregung. An Essen war gar nicht zu denken.
Bis ca Kilometer 15 ging es so voran. Den einen Kilometer lag er vorn, den anderen ich. An der steilsten Stelle musste ich ihn gehen lassen, da ich drohte zu „Überhitzen“. Am Ende des aktuellen Anstiegs gab es nun ein Loch von vielleicht 100-150 Metern zwischen uns, wobei Jens mitten in einer schönen, recht großen Gruppe steckte. Nachdem ich wieder atmen konnte, sprach ich den Fahrer neben mir an, um herzufinden bei welchem Kilometer wir sind. Er meinte, es kommen noch 5 Kilometer bis zum höchsten Punkt. Aber er beruhigte mich auch gleichzeitig, dass wir die steilste Stelle gerade hinter uns gelassen hatten.
Es entstand auch etwas wie ein Smalltalk zwischen uns an dessen Ende wir beschlossen mit aller Kraft auf Jens seine Gruppe aufzuschließen. Kreiseln war angesagt. Der Abstand schmolz sehr langsam dahin. Das Kreiseln zerrte an den Kräften. Aber endlich waren wir dran und konnten uns im Windschatten etwas ausruhen. Zwischenzeitlich ging es mir auch wieder besser. Jens und ich kamen von unserer Gruppe als eine der Ersten mit oben an. Flüchtig setze sich das Gefühl bei mir ein, dass ich es geschafft hatte. Nach Schumi’s Aussage sollte es jetzt nur noch bergab gehen. Ich hatte mich an seiner „Anweisung“ orientiert und bis an diesem Punkt sehr viel gegeben und jede Menge an Kraft und Ausdauer investiert.
Das Gefühl war allerdings nur von kurzer Dauer. Jens zog merklich das Tempo bergab an und ich blieb dran. Ein oder zwei Kurven später war er hinter mir verschwunden und ich fuhr ein paar weitere Kurven und Abfahrten allein. Mit hoher Geschwindigkeit und viel Kraft ging es bergab.
Allerdings waren plötzlich alle wieder da, als in den Ersten der beiden Anstiege des „Heimweges“ ging. Geschlossen ging es als Gruppe hoch und einmal mehr gewann ich bergab Abstand zum Großteil der Gruppe. Abermals war wieder die Mehrheit der Gruppe zusammen, als in den nächsten Anstieg ging. Ich hatte innerlich gehofft einen Großteil der Fahrer abgeschüttelt zu haben. Es sollten noch ca. 7km bis zum Ziel sein und es ging wieder bergan. Ich kämpfte und merkte, dass ich zuviel Pulver auf den Abfahrten verschossen hatte. Ich musste die Anderen ziehen lassen. VERDAMMT!!! Richtig geärgert habe ich mich nachträglich darüber. Im Nachhinein, mit der jetztigen Streckenkenntnis, wäre ich auf Teufel komm raus an der Gruppe geblieben. So allerdings fuhren sie als Gruppe einen Vorsprung von einer Minute  auf den letzten 5-6 Kilometern heraus.
Nun war ich allein. Ich kämpfte mich am Ufer der Talsperre entlang. Bemerkte jedoch, wie ich allmählich langsamer wurde. Und dann das noch, von hinten näherten sich zwei Fahrer Sie näherten sich bedenklich schnell. Konnte ich gegen sie bestehen. Ich versuchte vor ihnen zu bleiben. Als es an den allerletzten Anstieg ging – 800 Meter vor dem Ziel – überholte mich einer der Beiden. Die kurze Frage, wie weit es noch sei, meinte er: „Keine 700 Meter mehr. Nur noch den Anstieg rauf.“. Als ich dies hörte, ging der Griff zur Schaltung. Gleichzeitig setze ich zum Bergsprint an und eroberte mir meinen Platz zurück. Oben angekommen hatte ich mir und meinem Kreislauf ziemlich zu tun. Gott sei dank war das Ziel 50 Meter vor mir.
GESCHAFFT – ZIELANKUNFT!!!
Ich habe meine Position auf den letzten Metern gehalten. Da Jens nicht weit vor mir sein konnte, wusste ich auch, dass ich eine gute Zeit gefahren bin. Am Ende hatte ich eine Zeit von 01:52:30.1. Ronald (01:50:45.9) und Jens (01:51:27.7) standen noch im Zielbereich.
Du sollst nichts zu dir nehmen, was du vorher nicht im Training getestet hast.
Jetzt war die Frage, wie weit liegen Tony und Christian hinter mir. Beide hatten sich hohe Ziele fürs Rennen gesteckt. Da war Tony endlich mit 01:59:43.9. Ich ließ ihn zunächst zu Atem kommen, bevor ich fragte, was mit ihm los war. Er meinte nur, dass er unterwegs kotzen musste und ihm die Kraft gefehlt hat. EPO wirkt halt bei jedem anders. 😉
Er hatte den Fehler gemacht, sich vor dem Rennen eine von ihm ungetesteten Trinkzusatz ein zu flösen. Ich glaube, diesen Fehler wird er kein zweites Mal mehr machen. 😀
Christian wurde durch seine Reifenpanne sehr weit zurückgeschlagen und kam erst einige Zeit nach Tony mit 02:08:22.5 ins Ziel. Schumi kam mit einem kleinen Schrecken vom Rennen mit 02:21:40.9 an. Er hätte beinahe nähere Bekanntschaft mit einem Radfahrer (kein Rennteilnehmer) auf der Strecke gemacht, der gemütlich in der Mitte der Strecke für sich dahin radelte.
Du sollst deine Pfoten am Lenker lassen in Abfahrten.
Leider ging das Rennen für Matthias schlecht aus. Auf einer Abfahrt krachte Christiane Wolf (wenn ich micht nicht täusche), von r2-racing Team, und er in einen Vordermann. Dieser hatte eine Hand vom Lenker genommen. Worauf es bei 60Km/h zum Sturz seinerseits kam und Christine und Matthias mit zu Fall brachte. Matthias wurde sogleich durch die zahlreich positionierten Sanitäter versorgt.
So ein Idiot, wer nimmt den die Hand vom Lenker bei dem Tempo? … und für alle anderen von euch gilt zukünftig: Niemals die Hände vom Lenker zu nehmen.

Du sollt vor der Sonne in acht nehmen.
Zum krönnenten Abschluss des Tages schaufelten wir noch unsere Portion Nudeln in uns. Berichteten uns dabei gegenseitig vom Rennverlauf. Und ich speziell war heilfroh, endlich aus der Sonne gekommen zu sein.
Zusammenfassen kann ich das Rennen mit den folgenden Worten
+ traumhafte Ergebnis für mich bei einem tollen Rennen
+ gute Organisation des Ganzens durch den Veranstalter
+ Schöne Stunden mit Freunden
+ Sonnenbrand und Muskelschmerzen für mich

Ergebnisse
57 / 27 – Ronald Andraczek
73 / 23 – Stefan Grems
123 / 33 – Tony Siegel
176 / 53 – Christian Süß
254 / 17 – Heiko Schumacher
n.f. – Matthias Limbach

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