Den Stoneman zum zweiten Mal auf Gold und damit 4400 hm auf 162 km MTB zu fahren stand für 2015 bei mir fest auf dem Plan. Relativ spontan fiel die Wahl dann auf den 13.06., wobei die Vorzeichen nicht allzu gut aussahen, denn es sollte ab Nachmittag gewittern und im Rahmen eines Events sollten 75 Holländer auf der Strecke herum gurken.
Samstagfrüh ca. 6:30 Uhr machte ich mich auf den Weg nach Johanngeorgenstadt, um mein Starterkit in der Gaststätte & Pension Schanzenblick abzuholen, so wie es am Vorabend telefonisch vereinbart wurde. Leider wartete jetzt schon die erste böse Überraschung auf mich. Nach dem Motto „Was ist denn ein Stoneman?“ versuchte die Dame hinter dem Tresen herauszufinden, was ich wollte. Sie versuchte ihre Chefin anzurufen, während ich bei der Pension Edelweiß anrief, die spontan und ohne einen vorherigen Anruf ein Starterkit parat hatten. Mit mieser Stimmung verabschiedet, konnte ich endlich mein Starterkit in der Pension Edelweiß in Empfang nehmen. Und schon wendete sich das Blatt, denn in dieser Pension hat Roland Stauder übernachtet, der Stoneman himself! Mit dem ich dann dank dem freundlichen und Radsport-affinen Gastwirt direkt Bekanntschaft machen durfte!
Jetzt war ich natürlich top motiviert und wieder bester Stimmung und konnte etwas verspätet 7:36 Uhr auf die Strecke gehen. Kurze Zeit später war auch schon der Plattenberg (Blatenský vrch) erklommen. In der Überfahrt zum Plessberg (Plešivec) überholte ich ohne Zwischenfall die ersten Holländer und konnte mir auch schon das zweite Loch in meine Lochkarte stanzen. Jetzt wurde es aber langsam ernst, es stand das Stück mit dem längsten Anstieg bevor. Doch vorher konnte ich die Abfahrt nach Joachimsthal (Jáchymov) genießen, welche sich mit einigen Singletrails richtig geil fahren ließ. Da ich immer noch frisch war, liefen die 600 hm zum Keilberg (Klínovec) ganz flüssig. Nur der letzte Abschnitt, mit zum Teil sehr steilen, wurzeligen und steinigen Passagen war technisch recht anspruchsvoll. Zum Glück erst kurz nach diesem Stück überholte ich wieder vermehrt Holländer, diese hatten anscheinend auf dem Keilberg ihre Sammelstation.
In der Abfahrt zum Fichtelberg war ich dann etwas unkonzentriert und wollte mir irgendwelchen Schmodder vom Bein wischen, wobei mein Vorderrad leider an einer Graskante abrutschte und mich unsanft absteigen ließ. Zum Glück war ich nicht sehr schnell und konnte auch gleich weiter fahren. Auch die Abfahrt nach Gottesgab (Boží Dar) gefiel mir richtig gut, man konnte richtig heizen und ab und an ein paar Meter in der Luft zurücklegen.
Bereits am Keilberg bemerkte ich, dass mein hinterer Dämpfer immer weniger Federweg hatte. Nachdem ich am Fichtelberg gelocht hatte und mir hier standardmäßig einen Kirschkuchen einverleibte, wurde mein Fully in der folgenden Abfahrt zum Hardtail. Was soll’s es musste weitergehen und zwar zum Bärenstein. Jetzt wurde es so langsam heiß und mein Fahrtempo entsprechend langsamer, denn ich wollte auf keinen Fall so überhitzen wie letztes Jahr. Nach dem Bärenstein folgte der Pöhlberg mit seinem sehr steilen Schlussanstieg. So langsam bekam ich Hunger, aber nahm mir vor, erst auf dem Scheibenberg zu dinieren.
Allmählich zog es zu, aber ich hoffte noch in trockenem Zustand Nudeln essen zu können. Das war mit leider nicht vergönnt, ca. 14 Uhr öffneten sich die Schleusen. Pitschnass und hungrig musste ich am Scheibenberg feststellen, dass gerade eine Hochzeitsgesellschaft Einzug hielt und die Sektgläser erhob. Na Klasse! Ich setzte mich also wieder auf’s Rad und fuhr Blitze in der Ferne zählend Richtung Pumpspeicherwerk Markersbach. Jetzt kam auch wieder das Material ins Spiel. Mein hinteres Radlager fing im Leerlauf an zu brummen. Das ist wohl eine Krankheit von Ksyrium-Laufrädern, denn das Phänomen kenne ich von meinem Rennrad, da hilft nur Lager neu fetten – aber nicht jetzt. Zum Teil brummend ging es also weiter zum Unterbecken, wo ich einen kleinen Umweg in Kauf nahm, der aber sofort belohnt wurde. Denn die supernette Frau an der Rezeption im Ferienhotel Markersbach brachte mir erst einmal Handtücher – ich sah aus wie sau und voll Dreck war ich auch noch – und sorgte dafür, dass ich direkt in der Lobby Spaghetti aglio olio schlemmen durfte. Frisch gestärkt ging es zurück in den Matsch bis zum Oberbecken. Von hier bis zum Rabenberg bin ich ab und an mit zwei gleichgesinnten zusammen gefahren und konnte mich etwas unterhalten. Dadurch war der verhasste und ewig lange Anstieg zum Rabenberg nicht ganz so schlimm.
Kurz vor Ladenschluss dort angekommen, traf ich auch noch einen MTB-Mensch, der mir eine Pumpe für meine Federung geben konnte. Das Fully war wieder da!!! Was sich bei den zahlreichen Singletrails in der Rabenbergabfahrt natürlich sehr gut macht. Nach der brummenden Abfahrt und zum Teil gefährlichen Trails, wegen der vielen nassen und glitschigen Wurzeln, erwartete mich am Auersberg eine kräftige Dusche. Aber eigentlich gefiel mir das besser als diese Mittagshitze, nur meinem Ar… gefiel die Nässe in Verbindung mit feinem Dreck und Sand nicht so gut – naja keine Details.
Schon am Rabenberg schlugen die Spaghetti aglio olio richtig gut an und ich konnte nochmal richtig Gas geben. Dann war es auch schon so weit, zum 9. und letzten gelocht und der letzte Berg lag hinter mir – geile Sache, der Stoneman Gold war geschafft! Jetzt fiel das letzte Stück bergauf zum Erzgebirgskamm auch nicht mehr so schwer und ich war endlich wieder bei der Pension Edelweiß angekommen!
Nach insgesamt 12 heißen, nassen, brummenden, quälenden und trotzdem überragenden Stunden war es geschafft (reine Fahrzeit: 10,5 h)! Bis zum nächsten Mal 😉