Franks Gedanken zu Rumänien

Und weiter geht es auf Franks Reise durch Rumänien…

Seit der Donau Überquerung bei Calarasi am 3.4. war ich nun auch schon wieder fast 10 Tage in Rumänien. Der erste Tag war eine absolute Flachetappe (25 – 60 m). Da habe ich mal 139 km geschafft und mit Buzau schon den Startpunkt für die Karpatenüberquerung erreicht. An diesem und am Folgetag war das Wetter noch o.k. – bis 15 Grad und trocken. Rumänien hat von Anfang an einen besseren Eindruck als Bulgarien auf mich gemacht. Ansonsten herrscht auch in den Dörfern reges Leben. Man versucht die Häuser in Ordnung zu bringen und betreibt recht intensiv Landwirtschaft und Viehzucht. Zum Teil wird die Bodenbearbeitung noch mit der Hilfe von Pferden bewerkstelligt (Pflug, Egge). Überhaupt sind sehr viele Pferdefuhrwerke unterwegs. Einmal kam mir ein Korbmacher mit Familie auf zwei Zweigespännern entgegen. Ganze Familien sind mit dem Fuhrwerk unterwegs oder die Kinder werden so zur Schule gebracht. Jugendliche preschen manchmal unter Benutzung der Peitsche mit dem Fuhrwerk durch das Dorf und die alten Leute schütteln mit dem Kopf.

Auf den Feldern und auch am Straßenrand sind häufig Ziehbrunnen zu sehen, später habe ich das auch auf dem Hof der Anwesen gehen. Es gibt vielfach noch keine Wasserleitungen. In manchen Dörfern wird das Wasser noch vom Dorfbrunnen geholt. Auch spektakuläre Hängebrücken werden ganz alltäglich benutzt. Am Palmsonntag  vor dem orthodoxen Osterfest sind viele Leuten mit aufgrünenden Weidenzweigen unterwegs und gehen damit in die Kirche. Vermutlich handelt es sich um den folgenden Brauch:

„Der Palmstock ist ein geschnitzter und verzierter Weidenstock, den Kinder am Palmsonntag ihren Taufpaten bringen, nachdem er in der Kirche gesegnet wurde.“ So, jetzt habe ich gerade noch einmal den Kellner hier im Café Wien in Sibiu befragt. Hier werden die Weidenzweige als Symbol für die Dornenkrone von Jesus und den Frühlingsanfang benutzt. Das war die erste Antwort. Dann hat er noch einmal Rücksprache genommen und kam mit der zweiten Antwort. Demnach sind die Zweigen ein Symbol für den heiligen St. George, wo die Zweige sind, da ist auch der heilige St. George.

 Die schneebedeckten Gipfel der Karpaten waren schon zu sehen. Am nächsten Tag habe ich dann Nehoi erreicht, aber immer noch nicht die Karpaten überquert. Hier habe ich in einer sehr schönen neuen Pension für 100 Lei inklusive Frühstück und als einziger Gast übernachtet.

Am Folgetag stand dann die Karpatenüberquerung an – bei Schneeregen und gerade so über 0 Grad. Bis auf ständig kalte Hände hat meine Kleidung mich trocken und warm gehalten. An diesem Tag wollte ich aber unbedingt Brasov/ Kronstadt erreichen. Nach 90 km und nach sogar noch Steigerung meiner Durchschnittsgeschwindigkeit von 13,9 auf 14,9 habe ich das auch geschafft. In Brasov dann 2 Nächte in einer kleinen Pension verbracht. Auch am Folgetag liegt in den oberen Stadtteilen noch Schnee und die Berge ringsum sind sowieso weiß. Erfreulicherweise bessert sich das Wetter ab Mittag und ich kann mir die Stadt ansehen.

Da ich unbedingt nach Schässburg wollte und die großen Straßen einfach nur schrecklich zu fahren sind, habe ich weiße und gelbe Straßen genutzt. Dafür dann aber 3 Tage mit einer Zeltübernachtung und einer Hostelübernachtung in Odorhei Secuiesc gebraucht. Am Ende war ich glücklich über die spendierte Zeit. Der ungarische Teil von Siebenbürgen ist so ungarisch wie Südtirol deutsch ist, also ganz anders als der eigentliche deutsche Teil von Siebenbürgen, wo die Deutschen nur noch eine kleine Minderheit sind. Odorheiu Secuiesc hat z. Bsp. 36.000 EW und davon sind nur reichlich 1.000 Rumänen. In Sibiu Hermannstadt leben ca. 150.000 Einwohner und davon sind nach Auskunft des Pfarrers der evangelischen Gemeinde nur noch ca. 2.000 Deutsche.

Am 10.4. war ich dann in Schässburg und habe auf dem Burgberg in einer kleinen sehr stilvoll eingerichteten Pension übernachtet. Zwischendurch bin ich auf meiner Fahrt über weiße unbefestigte Straßen durch das Dorf Archita gefahren, dass auch nur über unbefestigte Straßen oder per Bahn erreichbar ist. Das was ich hier gesehen kann ich, da ich kein Schriftsteller bin, nur schlecht beschreiben. Das war im wesentlichen ein lebendes Museum.

https://de.wikipedia.org/wiki/Archita

Immerhin gibt es schon einen Wikipedia Eintrag. In diesem Ort sind scheinbar alle Deutschen weg. Ausgerechnet hier habe ich die ersten Radweltenbummler getroffen. Ein Pärchen aus Polen, die in 2-3 Jahren bis nach Australien wollten. Die beiden haben mein Rad bestaunt, wie übrigens auch gestern eine Gruppe rumänischer Radfahrer aus Sibiu, die allerdings nur 3 Tage unterwegs sein wollten. Die beiden aus Polen sind übrigens über die Westukraine nach Rumänien gefahren und es war alles o.k. Vielleicht fahre ich so zurück 😉

Schässburg selber ist natürlich fantastisch. Schaut euch die Bilder dazu an. In Schässburg leben noch etwa 600 Deutsche. Am Folgetag bin ich dann über Birthälm nach Sibiu gefahren.

https://de.wikipedia.org/wiki/Biertan

Trotz der intensiven Besichtigung der Wehrkirche in Birthälm habe ich an diesem Tag ohne größere Anstrengung wieder mal  100 km geschafft. Das war auch der erste Tag, wo das Wetter richtig sommerlich war, d.h. am Ende dann über 25 Grad. In Sibiu werde ich 3 Tage in einem von einer älteren deutschen Dame geführten Hostel übernachten. Es ist sehr einfach, da ich aber der einzige Gast bin und die ÜN nur 11 Euro kostet ist das o.k. Es gibt zwar nur ein Bad für alle also für mich… Vor Sibiu haben sich die höchsten Gipfel der Karpaten in ihrer weißen Pracht gezeigt. Also das Fagaraschgebirge, was ich ursprünglich mal überqueren wollte. Bei diesem Anblick ist mir die Unmöglichkeit dieser Idee, die übrigens auch die Polen hatten, noch einmal klar geworden. Zu Sibiu schreibe ich das nächste Mal etwas. Hier habe ich auch schon mit deutschen Einwohnern gesprochen.

 

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