Alpenüberquerung „Transalp 2014“ – Teil II

Der zweite Tag begann unmittelbar mit einem Anstieg, nämlich hinauf zum Brenner. Irgendwie kann ich mich daran gar nicht mehr so richtig erinnern. Das kann daran liegen, dass er gar nicht wirklich weh getan hat. Zum einen haben wir die 10km hinauf sehr ruhig in Angriff genommen, zum andern war es vielleicht auch so früh, dass ich noch nicht richtig wach war.

An die Abfahrt jedenfalls kann ich mich gut erinnern. Der Radweg hinab war wunderschön. Perfekter Belag und eine wundervolle Aussicht bei gleichbleibendem Gefälle. Wir sind etliche Kilometer gemütlich mit 40km/h talwerts nach Sterzing gerollt.

Dort angekommen, trafen sich wieder alle am Bus, um sich für eine der drei folgenden Optionen zu entscheiden:
Jaufenpass,
Penser Joch oder
Flach im Tal entlang.
Es bildeten sich drei Gruppen. Wir, die Dresdner ohne Alex‘ Vater, entschieden uns geschlossen, den Jaufenpass zu fahren. 16km bei gleichmäßigen 7 bis 8% Steigung von unten bis oben.
Auch wenn die Hosen bei den meisten voll waren, gehört es zur Pflichtaufgabe eines Radsportlers, sich nichts anmerken zu lassen. Alex hat das bei unserer Trainingsfahrt ins Tschechische geübt und bis zu den Alpen, wo es darauf ankam, perfektioniert.

Der Jaufenpass sollte also mein erster Hochgebirgspass auf zwei Rädern werden… Und es lief gut. Ich bin mein Tempo gefahren und hatte immer noch ein bis zwei Gänge in Reserve. Bereits früh am Berg überholte ich drei Radsportlerinnen, die förmlich am Berg zu stehen schienen. Ich hatte erst etwas Angst, dass ich es zu schnell angehe. Das hat sich aber nicht bestätigt. Die Kilometer und Höhenmeter schmolzen unermüdlich und schon bald erreichte ich die Baumgrenze. Ich konnte bereits die etwas unterhalb des Passes gelegene Berghütte sehen, bei der wir zum Mittag einkehren wollten. Ich wollte den Berg aber am Stück bezwingen und so zog ich die letzten drei Kehren durch. Oben angekommen, genoss ich die Aussicht auf die andere Seite und die zurückgelegte Strecke.

Um nicht auszukühlen, es war noch kein anderer von uns in Sicht, beschloss ich, ihnen entgegen zu fahren und sie auf ihren restlichen Kilometern zu begleiten. So konnte ich noch ein schönes Bild von Alex machen, der seine Schmerzen auch auf diesem Bild wieder gut verbergen konnte. It’s all about the look.

Nach der Regeneration bergab und bergauf entschloss ich mich kurzerhand zu einem kleinen Bergsprint bis zur Hütte. Als ich dort jedoch Christoffer mit gezückter Kamera stehen sah, hieß es: Durchziehen! So musste ich mich auch mal, wie die Profis, bergauf in die Kurve legen.

Kurz nach mir erreichte auch Alex (nicht als letzter) die Hütte und wir bestellten uns eine ordentliche Portion Nudeln. Wie groß war die noch einmal, Alex? 

Ach ja, richtig! Nach dem Essen führte uns der Weg gemeinsam über den Jaufenpass auf 2094m Höhe.

Der restliche Weg der Etappe ging stets leicht bergab. Auch der Wind hatte eine vorteilhafte Richtung eingeschlagen, sodass wir die 150km dieses Tages nahezu gemütlich voll machen konnten. „Nahezu“, weil Christoffer und Alex auf der Weinstraße ca. 5km vorm Hotel noch einmal die Muskeln spielen lassen wollten. Kurz vorm Ortsschild bei einer der Ablösungen platzten bei Christoffer aber die Beine. Alex hatte schon vorher ein Loch reißen lassen, sodass es zu keinem richtigen Sprint nach Tramin hinein mehr kam. Schade eigentlich.
Fortsetzung folgt…

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