Frank befindet sich nach der Durchquerung Ungarns und Österreichs nun auf der Zielgeraden nach Dresden, das er voraussichtlich am Wochenende erreichen wird. Hier nochmal die Zusammenfassung der letzten Reisewochen.
Inzwischen war ich in Pecs (Fünfkirchen) angekommen. Pecs liegt südlich vom Fünfkirchen-Gebirge und hat eine sehr schöne und liebevoll restaurierte Altstadt. Wie der Name schon verrät leben auch hier noch viele Deutsche. Kurz vor Pecs habe ich auch in dem kleinem Ort Mecsseknadasd (Natascha) in einem kleinen urigen Restaurant mit deutschem Besitzer sehr gut gegessen. Ich bin jetzt bei über 3200 km angekommen. “Dank” der Fähren über Theiss und Donau, die wohl erst in Mai ihren Betrieb wieder aufnehmen, hab ich einige Extra-Schleifen gedreht. Aber nun noch einmal kurz nach Rumänien zurück.
Von Caransebes aus bin ich über flaches Land in Richtung Temeswar aufgebrochen und habe kurz vorher noch einmal an einem kleinen Bach gezeltet. Obwohl es tagsüber schon sehr warm war, hatte ich dort wohl die kälteste Nacht im Zelt. Der Rettete vom Vorabend war im Kessel gefroren. In Temeswar angekommen, habe ich eine kleines ungarisch geführtes Hotel angesteuert (Casa Leone). Ein sehr schönes und stilvoll eingerichtetes Hotel mit sehr schönem Frühstücksraum (dt/en). Es ist fast eine kleine Galerie mit Bildern und alten Postkarten und anderen Utensilien der Besitzerin. Dort bin ich 2 Tage geblieben und habe mir Temesvar angesehen. In der Stadt wird gerade sehr viel gebaut. Die Restauration ist noch nicht abgeschlossen. Man sieht teilweise noch die Spuren der rumänischen Revolution vom Dezember 1989. Die PiataStMaria war am 16. 12.1989 Ausgangspunkt der Revolution. In Temeswar gibt es auch wunderschöne Parkanlagen und ein klares gut erkennbares Radwegenetz.
Am 22.4. habe ich dann nach einem Umweg über rumänische Erdölfelder bei Cenad die Grenze zu Ungarn überschritten. Unmittelbar nach der Grenze gab es gleich mal einen richtigen Radweg, der erste auf der Tour. Noch in Temeswar habe ich im Hotel Casa Leone eine ungarische Radwanderkarte bekommen. Allerdings setzen die Touren in Betrieb befindliche Fähren voraus, was mir wie schon beschrieben zu einigen extra Kilometern verholfen hat. In Ungarn habe ich jetzt schon mehrere Male an sehr schönen Platzen mit Fuchs und Rehböcken in der Nähe im Zelt übernachtet. Einmal in einem Motel und jetzt in Pecs in einem altem Neubaublockhotel. Das wird wohl jetzt noch als Studentenhostel genutzt. Man kann aber preiswert für ca.18 € übernachten. Ansonsten ähneln die Stadtbilder in Ungarn schon dem, was man von zu Hause gewohnt ist.
Weiter ging es in Ungarn…
Noch eine kleine Korrektur zum letzten Mal: Der deutsche Ortsname Natascha ist natürlich falsch, dort habe ich versehentlich den Vorschlag vom Editor akzeptiert. Es muss Nadasch heißen.
Inzwischen war ich in Sopran angekommen und hatte knapp 3600 km zurückgelegt. Ich war sogar schon einmal kurz in Österreich, da ich von Köszeg (Güns) kommend auf kleinen Straßen über Österreich abgekürzt habe. Es war dort beim Kaffee schon ungewohnt plötzlich wieder nur deutsche Stimmen zu hören. So, jetzt aber noch einmal zurück nach Pecs. Von Pecs aus bin ich über Kaposvar zum Balaton gefahren. Zwischendurch habe ich dann mal wieder in der freien Landschaft zwischen Wäldchen und Feldern im Zelt übernachtet. Neben dem ortsansässigen Rehbock, der bei solchen Plätzen immer da ist, kam diesmal auch eine Horde Wildschweine vorbei. Die haben sich aber anders als die korsischen Schweine schnell vertreiben lassen und kamen nachts auch nicht wieder. Am Folgetag habe ich dann bei Fonyod relativ spät abends das Südufer des Balaton erreicht. Das Wetter begann sich jetzt dramatisch zu ändern – Sturm und dunkelschwarze Wolken. Alle Campingplatz noch geschlossen und erst nach mehrfachen Fragen bzw. Suchen in Balatonmariafürdo eine Pension gefunden und dort relativ teuer für 30€ übernachtet (jetzt in Sopran bezahle ich nur 15€). Am nächsten Tag bin ich dann weiter Richtung Keszthely gefahren. Und kurz davor gab es den ersten geöffneten CP auf der Tour. Da das Wetter inzwischen wieder o.k., d.h. sonnig, war und ich immer noch Zeitvorsprung hatte, bin ich kurzerhand einen Tag geblieben. Nach einer ausführlichen Stadtrundfahrt mit unbepacktem Rad habe ich mir dann mal bei einem Friseur Haare und Bart schneiden lassen und sah danach wieder etwas ziviler aus – eigentlich schade. Da ich mich in Wien mit Freunden treffen wollte, die aber erst morgen wieder in Wien sind, hatte ich noch mehr Zeit zum Bummeln und bin dann gleich in Heviz noch einen Tag auf einem Campingplatz direkt neben dem Thermalsee geblieben. Dieser Campingplatz war schon seit dem 1.3. offen und war zu etwa 80% mit deutschen Rentnerwohnmobilen belegt. In Heviz war ich natürlich im Thermalbad – eine sehr schöne Anlage mit ganz sauberem Wasser. Ich war als Kind Ende der 60iger Jahre mit meinen Eltern schon mal hier und hatte da nur so eine etwas eklig Erinnerung – trübe, warme Brühe mit schlammigen Untergrund. So ein Schlammbecken natürlich mit Heilwirkung für fast alle Beschwerden gibt es zwar immer noch, aber ich hatte da keinen Bock drauf.
In Heviz war außerdem noch großes Maifest mit Dixieland (Happy Dixieland Band) und frivole Tanzgirls dazu – wirklich sehr nett und tolle Stimmung. Auf meine Nachfrage, ob sie den auch nach Dresden zum Dixielandfestival kommen, kam die Antwort: Ja, wenn wir eine Einladung bekommen. Vielleicht kann die SZ (Anna?) da ja mal was machen – aber die Tanzgirls müssen unbedingt dabei sein, siehe hier: http://happydixie.hu/de/
Zusätzlich sind eine ganze Reihe Hevizer Bürgern mit ihren Kindern in der Kleidung vom Anfang des 20. Jhd. unterwegs gewesen und ebenso eine Gruppe von Radlern mit Hochrädern und anderen historischen Modellen. Außerdem gab es noch eine Operettenbühne mit einem Stück aus dieser Zeit. Von Heviz aus ging es dann an 2 Tagen mit einer weiteren Zeltübernachtung im Busch über Szombathely (Steinamanger) und Köszeg (Güns) weiter nach Sopran. Die Wasserbeschaffung beim Zelten hat mir ein kleines zusätzliches Schaumbad beschert, da ich einfach am Bachufer ausgerutscht bin (Und hier hat die Korrektur aus Schlammbad Schaumbad gemacht… 😉 Vielleicht sollte man mal einen Alternativtext mit den Korrekturen veröffentlichen – aus Hevizer würde dann z. Bsp. Heizer werden. Bestimmt wäre das auch ganz lustig. Übrigens ist besonders Güns eine sehr sehenswerte kleine Stadt. In dieser Region in Österreich/ Ungarn wurden im 16 Jhd. Kroaten angesiedelt, nachdem die Türken dort große Teile verwüstet hatten und die Kroaten ihrerseits vor den Türken flüchteten. So und nun sitze ich in Sopron(Ödenburg). Inzwischen hat es auch mit Regnen aufgehört und ich kann meinen Rundgang in der Altstadt fortsetzen.
Und schließlich der letzte Zwischenbericht aus Ungarn, Wien und Tschechien:
Das wird nun der letzte Bericht von unterwegs sein. Es folgt dann noch ein Abschlussbericht von Dresden. Heute melde ich mich aus Kamyk nad Vltavou (an der Moldau). Und heute habe ich auch fast auf den Meter genau an der Burg Zvikov die 4000m Marke überschritten. Jetzt noch einmal zurück nach Sopron, wo der letzte Bericht endet. Von Sopran aus bin ich direkt über Wiener Neustadt und Baden entlang der Weinstraße nach Wien gefahren. Da konnte man sogar noch die schneebedeckten Ausläufer der Alpen sehen (Wiener Alpen, Schneeberg). In Wien konnte ich dann 2 Tage bei Freunden übernachten. Am Montag Abend waren wir noch beim Heurigen, siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Heuriger
Als Heuriger wird in Österreich sowohl der Jungwein, als auch die Lokalität, wo der Wein ausgeschenkt wird, bezeichnet. Der Erzeuger darf seinen eigenen Wein ohne besondere Schankrechte zu einer befristeten Zeit ausschenken. Das haben die Österreicher einem Erlass von Kaiser Franz Josef ll. von 1784 zu verdanken. Am Folgetag hat mich dann Wolfgang, unser Wiener Bekannter, zu einem Stadtbummel meist etwas abseits der eigentlichen touristischen Trampelpfade eingeladen. Das war einerseits sehr spannend, so viele Details zu Gebäuden und historischen Hintergründen zu erfahren, andererseits aber auch entspannend mal so zwanglos durch die Gassen zu bummeln. Ich habe mal keinen Wiener Kaffee und keinen Wein getrunken, dafür haben wir im türkischem Viertel einen Tee spendiert bekommen, serviert wie 8 Wochen zuvor in der Türkei. Und auf dem Prater im Schweizerhaus Budweiser Bier getrunken, siehe auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Schweizerhaus_%28Wien%29
Interessant auch das Innere der Wiener Stadtpalais, z. B. das Dorotheum, das größte Auktionshaus für Kunst und angewandte Kunst in Mitteleuropa. Von Wien aus bin ich dann ein Stückchen Donauradweg bis Krems gefahren. Leider wurde das Wetter dann etwas schlechter. Trotzdem habe ich im Waldviertel zweimal irgendwo abseits der Straße im Zelt übernachtet. Landschaftlich ist das Waldviertel sehr schön. Man fährt über Radwege oder wenig befahrene Straßen durch hübsche kleine Dörfer, die meist ihr ursprüngliches Antlitz bewahrt haben. Sehr häufig sieht man noch die typischen Waldviertel Dreiseithöfe. Hin und wieder gibt es aber auch verlassene Höfe. Mehr Infos zum Waldviertel hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Waldviertel
Für Radfahrer sollte man das Waldviertel besser Bergauf- und Bergabviertel nennen. Zur Auswahl der Radrouten habe ich die Freizeitkarte Waldviertel (www.ausflugsplaner-waldvierte.at) genutzt. Selbst auf den Talradwegen (Kamptal-Radweg, Thayatal-Radweg) geht es ziemlich hoch und runter. Am Freitag habe ich dann bei Pyhrabruck von Gmünd aus die Grenze zu Tschechien überquert und bin dann noch bis Budweis gefahren. In Tschechien waren schon am Freitag unzählige Radfahrer unterwegs. Ich habe beim ersten tschechischen Bier dann mal nachgefragt. Es war Feiertag. Der 8. Mai – Tag der Befreiung (Ende des 2. Weltkrieges) ist in Tschechien noch Feiertag. Das war ja auch einmal in der DDR so.
In Budweis habe ich im “Café-Hostel” übernachtet und bin abends noch durch die Gassen der Altstadt spaziert und dann in einem böhmischen Restaurant mit Blasmusik und schwarzem Budweiser Bier hängen geblieben. Am nächsten Morgen musste ich mir erst einmal Kartenmaterial beschaffen. Ich wollte gern das umfangreiche Radwegenetz in Tschechien nutzen. Nur mit der GPS- Karte funktioniert das nicht. Ich habe dann für das Moldaugebiet bis Melnik eine gute Karte gefunden und werde bis Melnik dem Moldauverlauf folgen. Es gibt aber nicht den einen Moldauradweg, sondern ein Netz von Radwegen. Trotzdem gibt es unmittelbar nach Budweis ein mit EU- Fördergeldern perfekt ausgebauten Radweg am linken Moldauufer bis etwa Tyn nad Vltavou. Dann folgt die Radroute bis Kamyk immer mal auch kleinen Straßen oder auch manchmal unbefestigten Waldwegen. An der Burg Zvikov, die am Zusammenfluss von Moldau und Otava steht, wollte ich mal wieder eine Fähre benutzen. Da sah auch alles gut aus. Unter Mühen habe ich mein Rad über den steinigen Uferhang und den engen Bootssteg auf das Schiff gebracht. Die Treppe konnte ich mit meinem Lastesel nicht benutzen. Das Schiff hat dann abgelegt, ist aber nicht unmittelbar an das andere Ufer gefahren. Das hat mich aber nicht weiter beunruhigt, erst als das Schiff auf dem Stausee wendete, habe ich mal nachgefragt. Ich hatte als einziger Passagier eine Stauseerundfahrt gebucht und wurde dort wieder abgesetzt, wo ich eingestiegen war. Das hieß Gepäck runter und dann doch die Treppe nach oben benutzen. Letztlich habe ich dann in Kamyk an der Moldau in einer sehr schönen Pension übernachtet.
Jetzt will ich schnell Prag erreichen und am Donnerstag dann unsere Paddeltruppe in Königsstein an der Elbe treffen. Am So sollte ich dann in Dresden an der Augustusbrücke sein.