Knacks da war es durch…

Hätte ich doch mal auf meine immer Stimme gehört! Das habe ich zu meiner Freundin Angela gesagt. Wann? Nachher, als es zu spät war. Aber fange ich mal vorne an.Drei Wochenenden auf zwei Rädern sollten es werden.
1. Mad East (MTB)
 2. Sonenwendtour von Friedrichshafen nach Chiavenna in Italien (Rennrad)
3. Engardiner Radmarathon (Rennrad)
Ich hatte bis dato eine gute Form. Etliche Kilometer in den Beinen und bin vernünftiger als die vergangenen Jahre zuvor gefahren. Nicht immer Vollgas und auch mal eine Trainingspause eingelegt, so auch in der Woche vor der Mad East. Zwei Touren in der Woche vor dem Rennen. Einmal 100 und einmal 70 Kilometer. Mit frischen Beinen fuhren Angela und ich nach Altenberg. Irgendwie hatte ich aber nicht wirklich Lust auf das MTB Rennen. Ich fahre einfach zu gerne Rennrad. Das spürte ich die ganze Woche schon. Als wir jedoch in Altenberg ankamen und die Stimmung mich ergriff, freute ich mich auf die zwei Renntage.
1. Tag: Verlief super. Mit der Erfahrung aus dem Vorjahr teilte ich mir mein 70 km Rennen gut ein, zudem am folgenden Tag die 100 km auf dem Plan standen. So kam ich sehr gut durch, half einem weiteren Fahrer fünf Kilometer vor dem Ziel noch, der einen Platten hatte und keinen Schlauch mehr hatte und kam glücklich und nicht so wie im Vorjahr ausgepowert ins Ziel. Dann gut gepflegt und gut geschlafen.
2. Tag: Verlief noch besser. Zweimal den Skihang hoch und…Nicht abgestiegen!!!! Das hat mich motiviert. Richtig gute Beine und mit der Gewissheit das nicht noch eine Etappe folgt gaben mir mehr Mut. Mit einer wesentlich höheren Trittfrequenz als je zuvor fuhr ich wunderbar durch die Lande. Kam überall hoch und überall runter und riskierte nicht zuviel. Ein Sturz beim EBM im vergangenen Jahr (ohne Folgen) hatte mich vernünftiger werden lassen. Ja, und dann kam eine leichte Abfahrt bei ca. 50 km. Ich rollte flott bergab, als plötzlich mein Hinterrad abhob und zügig den Weg über mein Vorderrad suchte. Dann lief alles bis zum Touchdown wie in Zeitlupe ab. Ich sah mein Bike über mich hinwegfliegen und dann kam der Touchdown. Hart!! Sehr hart!!! Zu hart!!!! Erst die rechte Schulter, dann der Schädel. So hart, das der Helm brach und noch etwas in meinem Körper. Nach einigen Sekunden auf der Erde und einer Schmerzflut signalisierte ich recht schnell, mein Schlüsselbein rechts ist nicht da wo es sein sollte. Der Schädel zum Glück ja. Kein Blut, auch gut. Das „clavicula“ konnte ich ich „Hin“ und „Her“ schieben, als wäre es ausgekugelt. Der nachfolgende Fahrer hielt sofort an und sagte mir, dass er Arzt sei. Er rief die Notfallnummer an und erkundigte sich nach meinem Befinden, was ganz okay war. Ich dachte zuerst noch, dass ich das Ding wieder einrenken könnte, aber bei ein, zwei Versuchen blieb es dann auch. Es schmerzte etwas zu sehr uuuuaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhh . Okay, meine Erstversorgung schickte ich weiter und machte mich auf dem Bike weiter auf den Weg bergab. Unten angekommen war sofort ein Feuerwehrmann zur Stelle. Frank Wonneberger erkundigte sich noch kurz nach meinem Befinden und fuhr dann weiter. An einer Straße kam sofort ein Krankenwagen und der fuhr mich dann nach Altenberg. Die Fahrt war anstrengend, da ich jede Erschütterung im Schlüsselbein und im Nacken spürte. In Altenberg wurde ich dann versorgt. Da mir der Nacken schmerzte, wurde eine Wirbelsäulen Fixierung durchgeführt. Ein Helikopter kam, man flog mich in die Uniklinik Dresden und dort wurde ich gleich in die Röhre gesteckt. Ergebnis: 6. Halswirbeldornfortsatz gebrochen, Schlüsselbein gebrochen. Operation: Nein!
Eine Nacht Vollpension im Vierbettzimmer und anderen Tag mit einem Gilchrist Verband und Halskrause nach Hause.
Hausarzt, dann Spezialist, dann noch einmal Krankenhaus CT machen lassen und jetzt weiß ich: An meinem Schlüsselbein ist am Brustbein (Sterno) ein Stück abgebrochen und es hat sich etwas verschoben (luxation), heisst dann: Claviculafraktur sternal und Sternoclavicula Luxation. Beides nicht operabel aber es wird wieder heilen. Jetzt ist mein Fahrwerk etwas verzogen, aber es wird wieder funktionieren. Und…hoffentlich bald wieder. Die Saison ist noch lang, nur werde ich das tun, was mir meine innere Stimme schon vor dem Crash sagte:
Ich habe keine Lust mehr auf Rennen. Ich liebe es mich stundenlang zu schinden. Meine Muskeln zu spüren wenn ich Berge hochfahre. Die Natur zu genießen und eins zu werden mit mir selbst und meiner Umgebung. Die letzten Rennen seit 2012 waren immer ein Kampf. So sind Rennen, doch jedesmal gab es einen Crash. Jedesmal das Geräusch eines typischen Sturzes und jedesmal kam ich mit einem Wimpernschlag daran vorbei, nur dieses Mal eben nicht. Jetzt falle ich sechs Wochen aus. Sechs Wochen voller schöner, entspannten oder harten, wundervollen Ausfahrten. Nein, ich will keine Rennen mehr fahren. Ich werde euch alle anfeuern, aber ich habe genug Rennen gefahren in den letzten 15 Jahren und will mein Glück nicht noch weiter ausreizen
So ist es eben oft. Entscheidungen werden einem oft abgenommen. Das Mad East Team hat wirklich eine gute Organisation. Ich habe mich schwer geärgert, da ich gut im Rennen lag und mich sicherlich am zweiten Tag noch einmal verbessert hätte. Der Sturz kotzt und viel mehr seine Folgen kotzen mich saumäßig an, aber letztendlich bin ich dankbar dafür, da ich noch lebe, meine Beine bewegen kann, wieder gesund werde und einen Entschluss getroffen habe, über den ich mich sehr freue.
 
An dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal für all euren lieben Anrufe, Emails usw. bedanken. Ich habe viel liebe Menschen über den Verein kennen lernen dürfen. Das hat sich gerade in dieser Zeit gezeigt.
 
Sport frei
Arno
 
 
     
 

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